Ein Karton sieht auf den ersten Blick einfach aus – doch dahinter steckt ein durchdachtes Zusammenspiel aus Material, Konstruktion und Technik. Wer Verpackungen entwickelt oder nutzt, sollte die Grundlagen kennen: vom inneren Aufbau der Wellpappe bis hin zu Fachbegriffen wie Klappen, Stanzlinien oder FEFCO-Codes.
In diesem Beitrag erklären wir den Aufbau eines Kartons Schritt für Schritt – ideal auch für alle, die individuelle Verpackungslösungen planen oder besser verstehen möchten, wie ein Versandkarton entsteht. Eine Infografik (siehe unten) zeigt die wichtigsten Elemente auf einen Blick.
1. Das Herzstück: Die Wellpappe
Kartonagen bestehen in der Regel aus Wellpappe – einem Material, das aus mehreren Lagen Papier aufgebaut ist. Dabei wechseln sich glatte Deckschichten mit einer gewellten Mittelschicht (Welle) ab. Diese Struktur verleiht dem Karton seine Stabilität und gleichzeitig ein geringes Gewicht.
Je nach Belastung kommen verschiedene Wellpappenarten zum Einsatz:
- Einwellig: für leichte Produkte (z. B. Bücher, Textilien)
- Zweiwellig: für schwerere oder empfindliche Güter (z. B. Glaswaren)
- Dreiwellig: für besonders hohe Stabilität bei Industrie- oder Exportverpackungen
Auch die Wellenart spielt eine Rolle: Die B‑Welle ist fein und gut für Druckanwendungen, die C‑Welle ist gröber, aber besonders druckstabil. Kombiwellen (z. B. BC) vereinen die Vorteile beider.
2. Der Zuschnitt: Form folgt Funktion
Aus der Wellpappe entsteht durch Stanzen der Zuschnitt – das „Grundgerüst“ eines Kartons. Dabei werden Falzlinien, Stanzlinien und Perforationen exakt gesetzt, sodass sich der Karton später einfach aufrichten und falten lässt.
Wichtige Begriffe:
- Stanzlinie: Schnittlinie, entlang derer die Wellpappe komplett durchtrennt wird
- Rilllinie / Rille: gepresste Faltlinie, an der der Karton später geknickt wird
- Klappen: die beweglichen Elemente, mit denen ein Karton verschlossen wird (Deckelklappen, Bodenklappen)
- Einstecklasche: dient dem Verschluss, z. B. bei Faltschachteln
- Zunge: Teil der Verschlussmechanik, der in einen Schlitz gesteckt wird
Diese Elemente werden in einem Stanzwerkzeug (oft aus Holz und Stahlband) vorbereitet und je nach Kartonmodell individuell gefertigt.
3. FEFCO-Code – das internationale Verpackungs-ABC
Die fertige Konstruktion eines Kartons wird oft mit einem sogenannten FEFCO-Code bezeichnet. Dieser Code wurde vom europäischen Verband der Wellpappenindustrie entwickelt und standardisiert die Bauarten.
Einige gängige FEFCO-Typen:
- 0201: der klassische Faltkarton (mit vier Boden- und vier Deckelklappen)
- 0427: Versandhülse mit Einsteckdeckel, ideal für Bücher
- 0713: Aufrichteschachtel mit Automatikboden, für schnelles Handling
Diese Codes helfen dabei, Verpackungen weltweit eindeutig zu beschreiben – unabhängig von Sprache oder individuellem Zuschnitt.
4. Falten, Kleben, Verschließen
Nachdem der Zuschnitt erstellt wurde, folgt die Weiterverarbeitung:
- Kleben oder Heften: Die Klebelasche verbindet die beiden offenen Seiten des Kartons dauerhaft.
- Vorgestanzte Linien erleichtern später das manuelle oder maschinelle Falten.
- Optionale Features wie Selbstklebestreifen, Aufreißfäden oder Perforationen für Retouren machen den Karton fit für den E‑Commerce.
In vielen Fällen erfolgt die Konfektionierung flachliegend, um Platz zu sparen. Erst beim Packprozess wird der Karton aufgerichtet.
Fazit
Karton ist nicht gleich Karton. Wer sich mit den Grundlagen von Material, Aufbau und Konstruktion auskennt, kann Verpackungen gezielter einsetzen – ob im Versand, in der Logistik oder im Branding. Die Kombination aus Fachwissen und maßgeschneiderter Produktion sorgt für bessere Ergebnisse, weniger Materialeinsatz und eine professionelle Außenwirkung.
Ob Standard oder Sondermaß – wir fertigen Ihre Kartonagen exakt nach Wunsch. Lassen Sie sich von uns beraten!